Vom ersten bis zum letzten Tag unseres Lebens ist unser Atem unser ständiger Begleiter. Atmen erscheint so selbstverständlich, was dazu führt, dass wir die Kraft des Atems dramatisch unterschätzen.
Durchatmen und Auftanken
Wir vergessen einfach zu oft, dass uns die beste „Stressabbaumaschinen“ der Welt Tag und Nacht zur Verfügung steht: unser Atem. Laut einer Studie des American Institute of Stress [1], bewirkt tiefes Atmen eine Erhöhung der Sauerstoffversorgung unseres Gehirns und stimuliert das parasympathische Nervensystem, was einen Zustand der Ruhe fördert. Dies steht im direkten Gegensatz zu unserem sympathischen Nervensystem, welches für Kampf- und Fluchtreaktionen verantwortlich ist.
Tiefes, bewusstes Atmen ist eine Möglichkeit, wie wir direkt unseren Atem beeinflussen, bzw. kontrollieren können – und genau so können wir Stress reduzieren und Balance in unser Leben bringen. Tatsächlich gibt es ein ganzes Fachgebiet, das sich mit der Atemkontrolle befasst.
Dan Brulé (weltweit anerkannter Atemexperte) schreibt in seinem Buch JUST BREATHE [2]
Atemarbeit ist die Anwendung von Atembewusstsein und bewusster Atmung für Heilung und Wachstum, persönliches Erwachen und Transformation von Geist und Körper.
Wenn wir unseren Atem meistern, dann meistern wir auch unseren persönlichen Erfolg im Leben.
Atem beobachten
Bevor wir weiter in die Details gehen und lernen unseren Atem bewusst zu steuern, ist es wichtig, ihn zu beobachten. Denn wie Brulé sagt, musst du „eine sehr bewusste und intime Beziehung zu deinem Atem“ entwickeln [2]. Beobachte 10 bis 20 Minuten lang deine Atmung, ohne zu versuchen, sie zu verändern. Versuche, ein “losgelöster Zeuge” zu sein, das Ganze also von Außen zu betrachten. Wenn du beispielsweise durch die Nase atmest, konzentriere dich beim Ein- und Ausatmen auf die Luft, auf die Gefühle und Empfindungen in deiner Nase. Wenn du durch den Mund atmest, dann konzentriere dich auf die Gefühle und Empfindungen deiner Lippen und Zunge.
Wenn dein Geist auf natürliche Weise wandert, lenke deine Aufmerksamkeit wieder auf deinen Atem. Es empfiehlt sich außerdem, zu beobachten, wie du bei verschiedenen Aktivitäten z.B. Gehen oder Arbeiten atmest oder auch mal andere Menschen zu beobachten, wie sie atmen während sie sprechen, sich bewegen oder andere Aktivitäten ausüben. Zu beobachten, wie andere Menschen atmen, wird dich selbst dazu anleiten deine eigene Atmung zu beobachten.
Nachstehend findest du vier Atemübungen, aus denen du Dir täglich eine Atemübung aussuchen solltest. Dabei reichen 10 Minuten Atemtraining am Tag völlig aus.
4 Atemübungen
„Das therapeutische Atmen”
Das Atmen von sechs Atemzügen pro Minute ist hochgradig therapeutisch, also beruhigend und heilsam für unseren Körper und Geist. Dies bedeutet, dass du bis zu 5 Sekunden einatmest und bis zu 5 Sekunden ausatmen solltest. Das bedeutet – Ein, 2, 3, 4, 5; – Aus, 2, 3, 4, 5 und wiederholen.
Wenn dir das Einatmen von sechs Atemzügen pro Minute unangenehm ist, versuche es mit 8 oder 10 oder 12 Atemzügen pro Minute und versuche dann, allmählich langsamer zu werden.
“Wechsel-Atmung”
Diese uralte bewusste Atemübung ist perfekt, um Kontrolle über außer Kontrolle geratene Gedanken, nutzloses geistiges Geschwätz oder einen aus der Kontrolle geratenen Geist zu erlangen. Dabei werden Daumen und kleiner Finger der rechten Hand verwendet, um das rechte, dann das linke Nasenloch zu blockieren. Der dabei entstehende Zyklus wird dann 10 Minuten lang wiederholt. Und so geht es:
Verwende zunächst deinen rechten Daumen, um das rechte Nasenloch zu blockieren. Atme einen Atemzug durch dein linkes Nasenloch zuerst aus. Atme als nächstes einen Atemzug durch dasselbe Nasenloch ein. Blockiere dann mit dem kleinen Finger deiner rechten Hand das linke Nasenloch und öffne anschließend das rechte Nasenloch. Atme durch dein rechtes Nasenloch aus und anschließend atme durch das rechte Nasenloch ein. Wechsel dann zu deinem linken Nasenloch, atme wieder zuerst aus und dann ein – Wechsel jetzt immer wieder zwischen den Nasenlöchern. Das Aus- und Einatmen sollte geräuschlos und sanft sein. Dabei so lange aus- und einatmen wie es ohne große Anstrengung gelingt.
„Gedanken und Atem verbinden“
Diese Übung kombiniert einen Satz, eine Bestätigung oder eine Erklärung mit deinem Atem. Wähle zunächst eine Satz aus, der dich motiviert, also gut bei dir ankommt. Zum Beispiel könntest du diesen Satz verwenden: „Ich bin absolut frei.“ Oder du könntest einen Satz wählen, der dich normalerweise beruhigt. Du kannst auch einen unterstützenden Satz wählen, den dir ein Angehöriger oder ein Lehrer gesagt hat oder du integrierst etwas, das du besonders wertschätzest oder gut kannst.
Jetzt wird jedes Wort (jedes Einzeln) mit jedem Einatmen in Gedanken gesprochen. Atme jedes Wort ein, bis es durch dein Unterbewusstsein zum Kern deines Seins sickert.
“Fontänen-Atem”
Stelle dir vor, du sitzt oder stehst in einem Pool aus Wasser oder Licht. Ziehe beim Einatmen das flüssige Licht durch deinen gesamten Körper bis hoch zum Kopf. Anschließend stellst du dir vor wie das Licht (die Energie) beim Ausatmen aus deinem Kopf austritt – wie bei einem Springbrunnen und anschließend auf dich herab duscht. Mach das mit jedem Atemzug weiter.
Die obigen Übungen erfordern ein wenig Übung, dabei ist die Kontinuität ein entscheidender Faktor!
Atmen – in jeder Lebenslage
Was aber so erstaunlich an der ganzen Sache ist, wenn wir unseren Atem dazu verwenden Stress zu lenken ist, dass der Atem immer zugänglich ist. Er ist immer bei uns – in einer angespannten Besprechung, auf einem verkehrsreichen Weg, während eines schwierigen Gesprächs, im Moment in einem Krankenzimmer. Und das Beste ist, dass kontrolliertes Atmen ein wirklich gesundes und wohltuendes Werkzeug ist – ohne Gefahren oder Nachteile.
Während meiner Zeit in Singapur belegte ich den Kursus von Dan Brulé
- “BREATH MASTERY FUNDAMENTALS”
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